Für Maximiliane von Deiner Mama
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Am 25.03.1999 wurde ich von dir um ca. 4.00 Uhr mit der ersten Wehe
geweckt. Du wolltest auf diese Welt kommen. Da es noch sehr früh war und die Wehen nicht sehr stark, legte ich mich wieder hin und Garfield (unser Kater) wärmte meinen Rücken, was sehr gut tat. Um ca. 6.00 Uhr hatte ich mich entschlossen aufzustehen und mir einen Kaffee zu kochen.
Als erstes informierte ich um 6.51 Uhr Carmen über den Geburtsbeginn.
Um 7.16 Uhr rief ich Frau Illgen (Pflegemutter) an, die deine Geschwister Pascal und Chantal abholen sollte. Bei ihr sollten sie bleiben, solange wir im Krankenhaus sind. Danach wurde Manfred, der Fotograf, von mir benachrichtigt. Er sollte deine Ankunft in Bildern festhalten. Zu diesem Zeitpunkt kamen die Wehen regelmäßig alle 20 Minuten.
Um 8.15 Uhr wurden Pascal und Chantal abgeholt und ich informierte den
Kindergarten, daß es soweit war und deine Geschwister nun von Frau Illgen gebracht werden. Frau Illgen hatte mir noch angeboten, mich ins Krankenhaus zu fahren. Doch ich mußte noch das Geschirr spülen und Duschen.
Um 8.50 Uhr rief ich uns ein Taxi, um ins Diakonissen Krankenhaus zu
fahren. Die Taxifahrerin hat unsere Tasche bis vor den Kreissaal getragen. Um 9.10 Uhr wurde ich an den Wehenschreiber angeschlossen. Die Wehen kamen jetzt schon alle 5 Minuten und der Muttermund war 4 cm geöffnet. Weil der Hebamme Sandra deine Herztätigkeit nicht ganz gefiel, wurde ich um 10.00 Uhr in den Kreissaal geführt. Ich machte mir keine Gedanken, da es bei Pascal und Chantal mit den Herztönen während den Wehen genauso war.
Im Kreissaal wurde ich nochmals untersucht. Der Muttermund war jetzt
schon 6 cm und die Wehen waren erträglich. Die Hebamme entschloß sich dazu die Fruchtblase zu öffnen, um die Geburt schneller voran zu treiben. Kurz darauf kam Carmen und hat Werner mitgebracht. Carmen war eine ganz tolle Unterstützung und Werner hat ganz tapfer durchgehalten. Ich wurde etwas nervös, weil Manfred nicht kam. Er sollte ja Bilder von deiner Ankunft machen. Doch er hat es noch geschafft. Um 11.10 Uhr kam er gerade noch rechtzeitig. Um 11.18 Uhr hatten wir es geschafft.
DU WARST DA.
Die Nabelschnur war zwar zweimal um deinen Hals gewickelt, aber aus
dieser Situation befreite Dich Dr. Koehl gleich. Carmen hat deine Nabelschnur durchgeschnitten und anschließend legte man dich auf meinen Bauch. Du warst 49 cm groß und 2.820 gramm schwer.
Um 14.00 Uhr waren wir auf unserem Zimmer und ich informierte alle
über deine Ankunft. Du lagst in einem eigenen Bettchen und schliefst friedlich. Nachts sind wir zusammen in meinem Bett beim Stillen eingeschlafen. Die Welt war in Ordnung und ich total glücklich.
Am nächsten Morgen ging ich zum Wickeln in das Säuglingszimmer. Eine
Hebamme stellte fest, daß du blau anliefst und informierte den Kinderarzt. Dieser kam gegen 13.00 Uhr und beschloß, nach der Untersuchung, in der Kinderklinik des Klinikum Mannheim anzurufen. Um 14.30 Uhr kamen die Ärzte vom Klinikum Mannheim der Station K3 (Frühchen- und Neugeborenenintensiv). Ich mußte dich abgeben und war mit den Nerven fix und fertig. Im Inkubator (Brutkasten mit Sauerstoffversorgung) wurdest du weggebracht.
ICH WAR ALLEIN, OHNE DICH
Ich sollte zwei Stunden warten und dann im Klinikum anrufen, was los
sei. Meine Freundin Manuela war mit ihrer Tochter Laura gerade da und hat die zwei Stunden Warten mit mir verbracht. Es waren die längsten zwei Stunden in meinem Leben.
Um 16.30 Uhr ließ ich eine Schwester vom Diakonissen Krankenhaus im
Klinikum anrufen. Ich konnte es nicht. ICH HATTE ANGST. Es hieß dann, ich solle sofort kommen, man müsse mit mir reden. Ich rief Carmen an und bestellte sie ins Klinikum, um nicht alleine dort zu sein. Manuela mußte ja wieder nach Hause.Ich fuhr mit dem Taxi ins Klinikum und Carmen kam auch.
Als ich dich sah, fing ich an zu weinen und hatte große Angst um dich. Du
warst auf der Intensivstation im Wärmebett. Du hattest zwei Infusionen (Antibiotika und MINPROG), zwei Überwachungskabel (EKG und Sauerstoffsättigung), die Sauerstoffbrille und eine Magensonde. Man sah dich vor lauter Kabeln und Schläuchen fast nicht. Deine Sauerstoffsättigung lag bei nur 78%. Viel zu niedrig.
Als Carmen da war, teilte man mir mit, daß Du einen schweren Herzfehler
hast und es sehr kritisch um dich steht. Der Herzfehler nennt sich EBSTEIN'SCHE ANOMALIE. Die Tricuspidalklappe ist zu weit unten angelegt und undicht. Dadurch wird die Lunge nicht ausreichend mit Blut versorgt. Auch stellte man zwischen den beiden Vorhöfen ein 7mm großes Loch fest (ASD). Die Leber war vergrößert und du hattest etwas Wasser in den Beinen. Ich war total aufgelöst. Carmen hat versucht mich zu trösten und mir Mut gemacht. Ich hatte große Angst dich zu verlieren und mußte dich trotzdem wieder alleine lassen, um meine Verlegung zu organisieren. Ich wollte in Deiner Nähe sein. Carmen, Werner und ich fuhren zurück ins Diakonissen Krankenhaus. Dort wartete Rolf dann schon, der uns besuchen wollte. Meine Verlegung wurde klar gemacht und Rolf blieb die ganze Zeit bei mir, da Carmen weg mußte. Um 22.00 Uhr durfte ich endlich ins Klinikum. Sofort habe ich nach dir gesehen. Du schliefst.
Am nächsten Morgen durfte ich dich endlich wieder in den Arm nehmen,
trotz der vielen Kabel und Schläuche, und dir die Flasche geben. Meine Milch habe ich abgepumpt. Abends hat sich dein Papa dazu durchgerungen zu kommen und dich anzusehen. Er wollte mich diese schwere Situation nicht alleine durchstehen lassen, die Schwangerschaft alleine reichte auch schon. Von da ab kam er jeden Tag ins Klinikum. Samstag abend durfte ich dich endlich wieder stillen. Es ging prima ohne Komplikationen. Die Magensonde wurde entfernt.Sonntags haben die Ärzte versucht, ob du ohne Sauerstoff deine Sättigung hälst. Es hat funktioniert. Am Dienstag haben die Ärzte das MINPROG abgesetzt. Der dadurch offen gehaltene "Durchgang" schloß sich daraufhin, aber du hast die Sättigung gehalten. Ich bin von der F5 in die Mutter-Kind-Einheit in der Kinderklinik "umgezogen" und war dadurch nur ein Stockwerk unter dir. So konnte ich dich nun immer stillen, wenn du Hunger hattest.Ich wurde dann per Telefon informiert, daß du "tobst".
Am Donnerstag, 1. April, wurdest du auf die Normalstation verlegt. Ich
dachte zuerst an einen Aprilscherz, als man mir das mitteilte. Freitags wurden die Infusionen alle entfernt und Du hattest nur noch einen Herzmonitor und die Sauerstoffsättigungsanzeige. Es war das tollste Ostergeschenk für mich, daß du ohne Medikamente auskamst. Da deine Werte so stabil waren, wurde eine Woche später auch der Herzmonitor abgeklemmt. Du hattest nur noch die Sauerstoffsättigungsüberwachung.
Du hattest in 14 Tagen etwas geschafft, was kein Arzt für möglich gehalten
hatte. Du hielst aus eigener Kraft die Sättigung auf 95% - 97%.
Am 11.4.1999 warst Du mittlerweile 50 cm groß und wogst 3.220 gramm.
Du warst gewachsen und hattest ganz toll zugenommen. Dein Appetit war rießig. Am 14.4.1999 wurde ein Ultraschall von Fr. Dr. Kuntz gemacht. Sie sagte, wenn sie es nicht selbst sehen würde, würde sie es nicht glauben. Der ASD war von 7mm auf 3,4 mm geschrumpft.Sonntags darauf war der ASD komplett verschwunden. Warum? Weiß kein Mensch.
An diesem Mittag meinte Schwester Michaela, wir würden aussehen, als
ob wir frische Luft nötig hätten. Das war der Startschuß für deinen ersten Kinderwagenausflug. Wir durften in den Park. Du hast dieses große Ereignis verschlafen, aber ich war total glücklich. Ich durfte mein Baby endlich spazieren fahren.
Am folgenden Donnerstag durften wir dann ohne Überwachungsgerät nach
Hause. Ich war skeptisch, aber dachte auch, die Ärzte wissen schon, was sie tun.
Es war einer der besten Tage in meinem Leben.
Heute müssen wir nur noch jedes halbe Jahr zur Kontrolle und die
Endokarditis-Prophilaxe beachten. Ansonsten hälst du deine Sättigung bei 98% und entwickelst dich total normal. Du hast eine total liebenswertes Wesen und wir alle lieben dich und sind froh, daß es dich gibt.
ICH HABE DICH GANZ DOLL LIEB.
Deine Mama
(geschrieben während und nach unserem Klinikaufenthalt vom 26.3.1999
bis 18.04.1999) |
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